Bereich Bewegungsapparat
Ein wichtiges Thema der Bewegungsförderung ist die Erhaltung, Wiedergewinnung oder Erweiterung der körperlichen Beweglichkeit. Die "instrumentelle Dimension" der Bewegung machte die Notwendigkeit deutlich, dass das "Ausführungsorgan", der Körper, zur Verfügung steht, um das Leben zu realisieren. Der biologische Alterungsprozess führt zu Veränderungen am Bewegungsapparat, die Einschränkungen der Leistungs und Funktionsfähigkeit der Gelenke, Muskeln etc. bedeuten. Aber auch für diesen Bereich ist wissenschaftlich nachgewiesen (ausgenommen bei krankheitsbedingten Schäden): Ein wirksames Mittel gegen fortschreitende Einschränkungen der Beweglichkeit ist die Bewegung. Das biologische Gesetz, nach dem Funktionen und Organe, die nicht gebraucht werden, verkümmern, hat auch hier seine Gültigkeit. Muskeln, die nicht beansprucht werden, werden schlaff und kraftlos, Gelenke, die nicht mehr bewegt werden, versteifen, eine Wirbelsäule, die nicht mehr gebogen wird, verknöchert. Umgekehrt trägt regelmäßige Gymnastik entscheidend dazu bei, die Beweglichkeit zumindest auf dem jetzigen Stand lange zu erhalten. Ja, nicht nur das, es können auch nachweislich wieder Verbesserungen eintreten. Entscheidend ist konsequentes Üben. In den psychomotorischen Stunden dürfen Anteile, in denen es um funktionelle Arbeit geht, nicht fehlen, weil hier der Raum ist, gezielt und unter fachmännischer Leitung die den Bewegungsapparat zu stärken.

Aber am besten wäre es, nicht nur einmal in der Woche ein Riesenprogramm zu absolvieren, sondern täglich lieber ein bisschen! Und auch hier müssen es nicht komplizierte Übungen sein! Man kann mit den Bewohnerinnen und Bewohnern ein kleines Programm zusammen stellen, in dem jede der großen Muskelgruppen (Schultern/Arme, Hände, Rücken, Bauch, Gesäß, Hüfte, Beine, Füße) beansprucht und alle Gelenke einfach bewegt werden. Das Ziel sollte sein, dass die Menschen angeregt werden, jeden Tag selbst zu üben, nicht, dass immer mit jemandem das Programm durch gearbeitet wird. Nach einiger Zeit müsste (idealerweise) die Erinnerung an das "Training "genügen, damit sie es durchführen. Vielleicht lassen sich auch auf Anregung der Mitarbeiter hin einige Bewohnerinnen und Bewohner für eine tägliche "Gymnastik-Viertelstunde" zusammenfinden.

Auch bei bettlägrigen Patientinnen und Patienten ist die körperliche Aktivierung dringend notwendig, wenn ein allgemeiner Abbau nicht sehr rasch vonstatten gehen soll. Nicht allein das knitterfreie und fleckenlose Bettlaken trägt zur Entlastung des Patienten bei, sondern positive Zuwendung und Anteilnahme, körperliche Empfindungen und einfachste Bewegungsübungen wie Arme heben und senken, Faust öffnen und schließen, Kopf drehen, Beine anziehen und strecken. Auch Bettlägrige müssen nicht zur Bewegungslosigkeit verdammt sein  nur brauchen sie noch mehr als andere die Anregung von außen!

Verwirrte können oft nur sehr schwer (oder gar nicht) "abstrakte" Gymnastikübungen nachvollziehen. Eine gute Möglichkeit der Aktivierung besteht darin, altvertraute Gebrauchsbewegungen zu Hilfe zu nehmen. Staubwischen (Schulter/Arm-Bereich), Putzlappen auswringen (Hände und Finger) oder Wäscheaufhängen (Rücken und Bauch): die Aufforderung, so zu tun, als ob, weckt über die vertrauten Bilder noch vorhandene Bewegungsmuster und bietet genügend Anlässe für vielfältige Bewegungsübungen.

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