Beispielhaftes in Video und Text


Video 1: Leiter und Rutsche

Die Aufgabe der Psychomotorikerin / des Psychomotorikers ist es nicht, den Kindern zu zeigen, was sie/er alles kann, wie toll sie/er ist. Arbeiten wir auf dem Trampolin, so wird kein Salto vorgesprungen, bei einem Geräteaufbau wird sie nicht alles alleine hochheben und tragen, damit die Kinder sehen, wie stark sie ist. Und bei einer Auseinandersetzung der Kinder um ein Material (z.B. zwei Kinder im Streit um ein Rollbrett) wird sie nicht entscheiden, wer zuerst mit dem Rollbrett fahren darf, um den Kindern zu zeigen, wie gut sie entscheiden kann. Nein, die Aufgabe der Psychomotorikerin liegt in der Herangehensweise, den Kindern in Raum und Zeit Möglichkeiten zu eröffnen und ihnen auf ihrem Lernweg zu helfen, selbst auf den Erfahrungsebenen (Körpererfahrung, Materialerfahrung, Sozialerfahrung) Kompetenzen zu entwickeln, selbst zu spüren: Hey, ich kann das Rollbrett tragen, so stark bin ich! Super, als wir die lange Leiter im Raum gedreht haben, habe ich gemerkt, wie ich aufpassen muss, um nicht an der Wand anzustoßen. Gott sei Dank habe ich den Fritz gefragt, ob wir zusammen spielen wollen, da haben wir eine tolle Rakete zusammen gebaut!

Aufgabe der Psychomotorikerin ist es, zu beobachten, auf welcher Entwicklungs-Ebene sich die Kinder befinden (Diagnostik), wie Kinder arbeiten und miteinander im Kontakt sind, und in der Nähe sein, um Kindern ggf. zu helfen. „Hilf mir, es selbst zu tun“ (M.Montessori) ist der Rat an uns, die Selbständigkeit des Kindes zu fördern und in der Nähe zu sein, um bei aller Selbständigkeit der Kinder auch in Gefahrenmomenten sofort zur Stelle zu sein. Geräteparcours werden grundsätzlich erst dann frei gegeben, wenn alle Aufbauten vorher von den Erwachsenen ‚abgenommen’ sind!

Das Video 1 (Leiter und Rutsche) zeigt solch eine ‚Arbeitseinheit’ der Kinder, selbständig ihren Vorstellungen nach, ihre Ideen, Bedürfnisse und Wünsche aufzubauen. Die Stundenleitung hilft in schwierigen Situationen, um Material aus Räumen und Verstecken den Kindern zugänglich zu machen, dann sind die Kinder selbst am arbeiten. Sie stimmen sich miteinander ab, wo, wie und in welcher Höhe die Leiter angelegt wird (Ja, die Höhe, die sie bauen, ist häufig genau die Höhe, die sie in ihrer Entwicklungsstufe leisten können!). Sie stimmen sich ab, wohin die Leiter kommt und sie tragen alle zusammen (Sozialerfahrung) die Leiter, merken in der Arbeit, wie schwer  und lang (Materialerfahrung) sie ist und wie viel Kraft jedes Kind aufwenden muss (Körpererfahrung), um ihr selbst gestecktes Ziel zu erreichen. Wir hören dabei auch, wie schwer sie arbeiten und wie soziale Interaktion im Prozeß fließt („Du bist nicht der Bestimmer!“).

Die Erwachsene hält sich in diesem Prozeß bewusst zurück, um solche Interaktionen nicht zu behindern, wird allerdings alle körperlichen und sozialen Bedeutsamkeiten für die weitere Förderarbeit nutzen. Gibt es einen Grund (z.B. wegen Gefahrenquellen oder sozialen Missstimmungen) ein zu greifen, ist sie sofort bei den Kindern, um zu helfen. Psychomotorische Arbeit verlangt daher ein hohes Maß an Offenheit und Freiraum einerseits, andererseits jedoch auch ein waches Auge und gute Intuition, um Stimmungen und Atmosphären zu bemerken. Der Erwachsene ist schließlich derjenige, der den Kindern den gesicheren Raum gibt, der überprüft und sichert, der aber auch strukturiert, den Dialog sucht und Grenzen setzt.

So wirkt Psychomotorik: Die Kinder spüren diese Offenheit und das große Vertrauen in sie, die Offenheit für Themen, in denen sie spielen und arbeiten möchten - aber auch die Sicherheit, den Rahmen von Grenzen in der Offenheit, um sicher und vertrauensvoll spielen zu können. Die Columbo Methode (Info/Gespräch über die Columbo-Methode und Buch-Rezension über ich habe eine Idee...) enthält in der Psychomotorischen Arbeit die Bedeutung, kind- und entwicklungsorientiert zu arbeiten.

Herzlichen Dank, Dir, Sabine und den Kindergartenkindern Verena, Niklas, Karolin, Noah, Florian, Paulina, Max, Lea, Maximilian, Jakob, Gina, Eva, Tim, Lara, Nico für Euer tolles Video

Video 2: Bratkartoffel-Spiel

Das Bratkartoffel-Spiel verdeutlicht den spielerischen, freudvollen, kreativen und aktiven Aspekt unserer Psychomotorik. Psychomotorik ist immer Spiel, Dialog, Miteinander. Unser Anliegen ist es, alle Kinder ins Spiel ein zu beziehen, ihnen Raum und Zeit zu geben, aktiv zu sein, Raum zum Laufen, Schreien, Toben – aber auch Zeit für Konzentration, Aufmerksamkeit und Ruhe zu haben. Während im Video 1 die Psychomotorikerin mehr beobachtet und die Kinder arbeiten lässt, zeigt Video 2 den anderen, gleichberechtigten Teil unserer Arbeit: das Miteinander, der Dialog und der Kontakt mit den Kindern im Spiel.

Herzlichen Dank, Dir, Veronika und den Kindergartenkindern Verena, Niklas, Karolin, Noah, Florian, Paulina, Max, Lea, Maximilian, Jakob, Gina, Eva, Tim, Lara, Nico für Euer tolles Video