Motodiagnostik sieht Stärken und Schwächen des Kindes Wir haben Diagnostik als Defizitdiagnostik kennengelernt. Wo immer wir uns in Beurteilungssituationen aufhalten, schwingt die Angst mit, daß Schwächen aufgedeckt werden könnten. Förderdiagnostik sucht auch die Stärken des Kindes und damit den positiven Kern seiner Handlungsmöglichkeiten. Beispiel (aus einem Beobachtungsprotokoll): Marias Bewegungsverhalten ist plump und ungelenk. Situationen, die altersentsprechende Gleichgewichtsanforderungen beinhalten, ist sie nicht gewachsen. Maria bewegt sich wie ein einjähriges Kind, d. h., sie muß immer wieder in die Vierfüßlerposition ausweichen. Auch leichte Schaukelbewegungen in einer aufgehängten Matte überfordern sie. Wo andere Kinder entspannt die Bewegungen genießen, hält Maria sich krampfhaft mit den Händen an den Aufhängungen fest. An Gruppenaktivitäten, wie z. B. Gehen über das Großtrampolin beteiligt sie sich nicht. Sie sitzt scheinbar desinteressiert auf einer bereitgelegten Weichbodenmatte. In dem beschriebenen Beispiel kommt nicht zum Ausdruck, daß Maria motiviert die jeweiligen Situationen absolviert hat, daß sie immer wieder bereit war, sich auf für sie waghalsige Situationen einzulassen. Es wird nicht erwähnt, daß sie immer wieder um Hilfestellung gefragt hat, also klar ihre Bedürfnisse artikulieren konnte. Es bleibt außen vor, daß Maria zumindest bei einer Übung Freude und Spaß gezeigt hat. Bei einer die Stärken des Kindes berücksichtigenden Diagnostik geht es nicht um Schönfärberei oder Positivismus. Vielmehr soll unser Blickwinkel so verändert werden, daß die individuellen Möglichkeiten des Kindes und seine besonderen Fähigkeiten ebenso hervorgehoben werden wie Retardierungen und Beeinträchtigungen, um darauf Förderschwerpunkte aufbauen zu können (vgl. Zimmer 1999, 97). |
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